Den fruchtbaren Halbmond zwischen den beiden Flüssen Euphrat und Tigris nannten die alten Griechen Μεσοποταμία.
Da das Gebiet von Europa aus gesehen vor Asien liegt wird es gelegentlich Vorderasien oder Vorderer Orient genannt. Diese Bezeichnungen sind natürlich problematisch (da inhärent eurozentrisch). Edward Said fasst in seinem Werk Orientalism (1978) zusammen wie westliche Vorurteile eine künstliche Trennung in Orient und Okzident prägen. Während der Westen als die Zivilisation an sich angesehen werde, erscheine der Orient mysteriös und bedrohlich.
Die Anfänge
Im 10. Jahrtausend vor Christus vollzog sich in Mesopotamien die Neolithische Revolution: Menschen wurden sesshaft, betrieben Ackerbau und Viehzucht, produzierten auf Vorrat und spezialisierten sich.
Die Menschen bauten Kanäle und Bewässerungsanlagen, da es in der Region wenig regnete. Die erste Hochkultur der Menschheitsgeschichte entstand. Es bildeten sich Städte und Hierarchien, die es vorher so nicht gab. Da Mesopotamien außer landwirtschaftlichen Produkten kaum Rohstoffe wie Steine, Metalle oder Holz zu bieten hatte, waren die Bewohner seit jeher auf den Handel angewiesen.
Entwicklungsphasen:
- Steinzeit etwa 9000-3500 v. Chr.
- Bronzezeit etwa 3000-1000 v. Chr.
- Eisenzeit etwa 1000-0 v. Chr.
Die Menschen in der Region erklärten sich die Menschen die fruchtbaren Böden so:
Enki (der sumerische Weisheitsgott und Herrscher des Süßwasserozeans Abzu) möchte unbedingt einen Sohn, jedoch gebiert seine Frau Ninhursanga (die Fruchbarkeitsgöttin) nur die Tochter Ninisiga, die Göttin des Neumondes. Daraufhin schwängert er seine Tochter, die ihm die Tochter Ninkur gebärt, die Herrin des Hochlandes. Da Enki immer noch keinen Sohn hat, schwängert er seine Enkelin Ninkur und diese gebiert Uttu, die Göttin des Flachses und der Webkunst. Ninhursanga ist das Ganze mittlerweile zu viel. Sie berät Uttu, wie sie den Avancen von Enki widerstehen könne. Doch Enki verkleidet sich als gutaussehender Gärtner und so gelingt es ihm, Uttu zu begatten.
Als Uttu den Betrug bemerkt, fleht sie Ninhursanga um Hilfe an. Diese entfernt den Samen Enkis und wirft ihn auf den Boden. Daraus entstehen die ersten acht Pflanzen, die Ninhursanga Enki zum Essen vorsetzt. Daraufhin erkrankt Enki schwer. Die Anunna sehen das mit Sorge und Enlil kann Ninhursanga überreden, Enki zu helfen. Ninhursanga setzt sich daraufhin auf Enki, nimmt die Samen in sich auf und gebiert darauf die Götter: Abu, Ninsikila, Ninkatu, Ninkasi, Nanše, Azimua, Ninti und Ensag.
In Mesopotamien lebten über die Jahrtausende viele unterschiedliche Völker. Ab dem vierten Jahrtausend v. Chr. war allen die Keilschrift gemein, die von den Sumerern entwickelt wurde.
Uruk und König Gilgamesh
Die erste Großstadt entstand um 3500 v. Chr. in Südmesopotamien, etwa 300km südlich von Bagdad: Uruk. Die Bibel kennt sie unter dem Namen Erek. Die Babylonier schrieben dem sumerischen König Gilgamesh ihre Gründung zu (dies ist nicht ganz klar in der Geschichtswissenschaft).
Uruks Bedeutung für ganz Vorderasien lässt sich an der Verbreitung kleiner, in Masse produzierten Tonschalen, so genannten Glockentöpfen ablesen. Zu Tausenden wurden sie in ganz Vorderasien gefunden.
Ähnlich ikonisch waren für Uruk Rollsiegel, zylindrische Siegel, die sich über feuchten Ton rollen ließen. In der Späturuk-Zeit (3400 – 2900 v. Chr.) wurde dann die Keilschrift erfunden.
Tempel standen nicht nur symbolisch im Zentrum von Uruk. Zu der durchaus statusbewussten Elite gehörten Priester und Verwaltungsbeamte, welche die Güter der Stadt verteilten. Die Klasse der Produzenten bestand aus Bauern, Fischern und Hirten. An unterster Stelle standen Arbeiter aller Art. Um den Reichtum Uruks zu verteidigen war ein Militärwesen nötig. Die oberste Führung übernahm ein einziger Mann, der in der Literatur als Priesterfürst, Mann mit Keule oder Mann im Netzrock bezeichnet wird. Möglicherweise haben die Legenden um den sumerischen König Gilgamesh ihren Ursprung in ihm. Das spätere, babylonische Gilgamesh-Epos wurde zu einem Bestseller in der Region.
Neu für Uruk sind die Ton- und Steinstiftmosaike. Unzählige guten Tonstifte formten Rauten- oder Dreiecksmuster an den Außenwänden in Uruk. Diese Verzierungstechnik gelangte bis in die 1600km entfernte Südtürkei.
Südliches Sumer und nördliches Akkad
Im dritten Jahrtausend vor Christus bildeten sich kleinere Stadtverbünde. Im Süden Mesopotamiens herrschten die Sumerer und im Norden die Akkader. Der von König Sargon vom Akkad (dem ein Moses ähnlicher Findelkind-Mythos zugedichtet wurde, 2334-2279 v. Chr.) einte Mesopotamien zum ersten Mal, indem er die Sumerer besiegte. Aber schon seine Söhne hatten wieder mit Aufständen zu kämpfen. Sein Sohn ist Maništūšu und sein Enkel Naram-Sim. Bedeutende Stelen und Obelisken dieser Zeit befinden sich im Louvre (Raum 228).
Wann der letzte Sumerer und das letzte Sumerisch gesprochen wurde, ist unbekannt. Aber genau wie das Lateinische, blieb auch das Sumerische bis ins 2. und 1. Jahrtausend vor Christus als Sprache für Gebete und gelehrte Texte lebendig.
Mesopotamische Götter
Mesopotamische Götter leben auf Erden in Statuen und Tempeln, im Himmel oder unter der Erdoberfläche. Den Göttern wurde täglich Essen gereicht und ein Bett bereitet.
Die Hörnerkrone ist ein Zeichen für eine Gottheit. In den Texten steht ein Stern für die Wörter Gott oder göttlich.
Im Laufe der Jahrhunderte beteten die Mesopotamier immer wieder neue Götter an (etwa nach einem Krieg) oder mehrere Götter verschmolzen zu einem (Synkretismus). Dadurch veränderten sich auch der Rang und die Bedeutung der Götter mit der Zeit. Die meisten Götter besaßen einen Haupttempel in einer Stadt. Solche Tempel muss man sich wie Klöster vorstellen, die sich selbst versorgten, indem sie Land bestellten und Vieh züchteten. Jedes Volk wollte ihre eigenen Götter an der Spitze sehen.
Gotteslisten gaben Aufschluss über die unterschiedlichen Namen, in der Regel in zwei Spalten: zuerst die sumerische Namen und dann ihre akkadische Entsprechung. An erster Position stand der Himmelsgott Anu. Nachdem alle seine Namen aufgelistet waren, kamen die Namen seiner Frau und seiner Kinder. Berühmt sind die 50 Namen des babylonischen Gottes Marduk.
Die bekanntesten Götter
Zu den bekanntesten Göttern gehören (der erste Name ist sumerisch und der zweite akkadisch):
- An/Anu(m): Gott des Himmels und Stadtgott von Uruk. Eher unbedeutend im Vergleich zu seinen Kindern.
- Enlil/Ellil: Sohn des An und oberster Gott mit Haupttempel in Nippur. Herr der Luft. Er entscheidet wichtige Angelegenheiten.
- Ninhursanga oder Mami/Aruru: Muttergöttin und gemeinsam mit Enki Erschafferin der Menschen. Ihre Stärken sind Fürsorge und Mitgefühl.
- Enki/Ea: Herr der Erde, des unterirdischen Süßwasserozeans Abzu/Apsu (nach Sieg über den gleichnamigen Gott) sowie Gott der Weisheit. Bruder des Enlil. Der besonneste unter den Göttern.
- Inanna/Ischtar: Der Venus zugeordnet, Herrin des Himmels und Göttin des sexuellen Begehrens und des Krieges. Berüchtigt für ihre Launen genauso wie der Venusstern mal als Morgen- und mal als Abendstern erscheint. Schutzgöttin aller gesellschaftlich Geächteten: Künstlern, Tänzern, Akkrobaten, Transvestiten, Homosexuellen und Prostituierten. Tochter des Enki.
- Dumuzi/Tammuz: Gott der Hirten und Fruchtbarkeit. Eher gelassen. Bildet mit Inanna das berühmteste Liebespaar Mesopotamiens. Sitzt im Winter im Wechsel mit seiner Schwester im Todesreich fest. Seine Wiederauferstehung im Frühling feiern die Menschen.
- Utu/Schamasch: Sonnengott für Recht und Ordnung zuständig. Spendet während der Nacht den Toten in der Unterwelt Licht.
- Nanna/Sin: Mondgott, Vater des Utu. Gilt als friedlich. Da der Mond am Himmel größer erschien als die Sonne, galt Nanna/Sin als Vater des Sonnengottes. Sohn des Enlil.
- Ischkur/Adad: Wettergott, dargestellt mit drei Blitzen auf einem Stier oder einem Gebirge. Von größerer Bedeutung in wechselhaften Regionen. Berühmt ist sein Heiligtum in der syrischen Stadt Aleppo. Wird in einigen Regionen mit Ba’al gleichgesetzt.
- Assur: Berggott, Nationalgott der Assyrer mit Haupttempel in Assur. Entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem Kriegsgott. Wurde von den Assyrern mal Enlil, mal Marduk gleichgesetzt.
- Marduk: Nationalgott der Babylonier in Mittel- und Südmesopotamien. Im ersten Jahrtausend vor Christus zum Reichsgott im gesamten neubabylonischen Reich erhoben. Der Weltschöpfungsepos Enuma Elisch ist ihm gewidmet.
- Nabu: Sohn des Marduk und erlangte zur neubabylonischen Zeit (626-539 v. Chr.) größere Beliebtheit als sein Vater.
Inannas Gang in die Unterwelt
Der Mythos Inannas Gang in die Unterwelt erzählt wie die Jahreszeiten entstanden.
Inanna war die Königin des Himmels, aber sie wollte auch die Unterwelt beherrschen. Sie gab ihre Tempel auf und machte sich fertig für die Reise. Sie legte ihren Schmuck und ihre königlichen Gewänder an und nahm die sieben ME-Bänder mit. Bevor sie ging, schärfte sie ihrer Dienerin/ihrem Diener Ninšubur(a) ein, wenn sie nach drei Tagen nicht zurückkehre, in der Versammlungshalle der Götter eine Klage für sie anzustimmen. Dann solle sie nach Nippur gehen und Enlil um Hilfe bitten, damit Inanna nicht in der Unterwelt zu Tode gebracht werde. Sollte Enlil dies ablehnen, solle sie nach Ur gehen und Nanna um Hilfe bitten. Wenn dies ebenfalls nichts fruchte, solle sie in Eridu um die Hilfe Enkis bitten, der das Lebenswasser kenne und ihr gewiss zur Hilfe kommen werde.
So gerüstet ging Inanna zum Tor des Lapislazuli-Palastes der Ereškigal und begehrte Einlass, sie bat nicht, sie befahl. Sie erzählte dem Torwächter Neti, dass sie gekommen sei, um mit ihrer Schwester Ereškigal, der Herrscherin der Unterwelt, um deren kürzlich verstorbenen Gatten Gugalanna zu trauern. Sie wurde eingelassen, aber an den sieben Toren um je eines ihrer Machtsymbole (Diadem, Lapislazulistein, Eierperlen, Brustschmuck, Armschmuck, Messstab und Messleine und Herrschaftsgewand) beraubt. Obwohl nackt und ohne Macht, kannte sie keine Demut und begehrte den Thron der Unterwelt, der ihr aber von den sieben Unterweltrichtern (Anunnaki) verwehrt wurde. Sie sahen sie mit den Augen des Todes an und hängten sie als fahles Stück Fleisch an einen Pfahl.
Drei Tage und drei Nächte wartete Ninšubura vergebens auf die Rückkehr ihrer Herrin. Daher ging sie nacheinander zu den Göttern Enlil, Nanna und Enki, um Hilfe bittend. Nur Enki aber erhörte sie. Er schuf Kurgarra und Kalatur, denen er die „Nahrung des Lebens“ und das „Wasser des Lebens“ anvertraute, die sie nach Irkalla zu Ereškigal bringen sollen, die krank und klagend darniederlag. Sie sollten ihr Mitgefühl mit den Leiden Ereškigals bezeugen [und sie vermutlich heilen], aber auf keinen Fall ihre Geschenke annehmen, keine Speise und keinen Trank. Stattdessen sollten sie um den Leichnam bitten, der von einem Nagel hänge und ihn mit dem Wasser des Lebens und der Speise des Lebens besprengen und Inanna so wiederbeleben.
Die List gelang, doch verfügten die sieben Richter der Unterwelt, dass jemand anders Inannas Platz einnehmen müsse. Inanna kehrte auf die Erde zurück, doch die herzlosen Galla, Dämonen der Unterwelt, begleiteten sie mit dem Auftrag, sie zurück nach Irkalla zu bringen, wenn sie keinen Ersatz stellen könnte. Inanna besuchte zuerst Umma und Bad-tibira. Šarra und Lulal erschraken über ihre Ankunft, hüllten sich in Sack und Asche und warfen sich vor ihr in den Staub. Als die Galla sie in die Unterwelt zerren wollten, schritt Inanna ein. Dann reiste sie weiter nach Uruk, wo ihr Gatte Dumuzi, statt sie zu beweinen, königliche Gewänder angelegt hatte und hoch auf einem Thron saß. Inanna sah ihn mit dem Auge des Todes an. Dumuzi flehte Utu an, ihn zu retten, doch ohne Erfolg.
Dumuzi wird an Inannas Stelle in die Unterwelt gebracht. Was Inanna nicht bedacht hatte, war, dass nun, da der Gott des Getreides und des Bieres gestorben war, auf der Erde kein Getreide wachsen und kein Bier gebraut werden konnte. Inanna trauerte mittlerweile sehr um ihren Geliebten und eines Tages entschied sie, sich gegen Dumuzi einzutauschen. Ein halbes Jahr solle Dumuzi in der Unterwelt leben und ein halbes Jahr sie selber [alternativ auch seine Schwester Geštinanna].
Babylonische Weltschöpfungsmythos Enuma Elisch
Zu Beginn gab es zwei Urgötter: Tiamat (Salzwasser) und Abzu/Apsu (Süßwasser). Beide vereinten sich und aus ihrer Mischung traten neue Götter hervor. Die nächste Generation bestand aus den Göttern Lachmu und Lachamu, einem Wächterpaar, das der Welt ihre Grenzen setzte und dafür sorgte, dass das Wasser ihrer Eltern nichts ins Unendliche floss. Die Urgöttin Tiamat war gleichzeitig ein böses Monster. Der babylonische Gott Marduk tötete sie, trennte ihren Körper in zwei Teile und machte aus dem einen den Himmel und aus dem anderen die Erde.
Ursprung des Menschen und Sintflut
In babylonischer Zeit erschuf Enki gemeinsam mit seiner Frau Ninhursanga (Mami) die ersten Menschen.
Bislang wurden niedere Götter (Igigi) von den Anunnaki verpflichtet für sie zu arbeiten und Kanäle zu graben. Als diese sich weigerten, hatte Enki die Idee Menschen zu schaffen. Dafür gab Ninhursanga (Mami) den Menschen ihre Gestalt aus Lehm und dem Blut eines geschlachteten Gottes. Mit einem Zauberspruch erweckte Enki Lehm und Blut zu Leben. Ninhursanga führte Schwangerschaft und Geburt ein.
Von da vermehrte sich der Mensch so schnell und so zahlreich, dass er den Göttern zur Plage wurde. Sie raubten dem obersten Gott Enlil den Schlaf. So beschloss dieser, eine Sintflut zu schicken, um die neuen Plagegeister zu vernichten.
Der Weisheitsgott Enki alarmierte seinen größten Anhänger unten den Menschen Ziusadra (sumerisch), Atramhasis (akkadisch) bzw. Ut(a)napischti (babylonisch). Die Bibel kennt ihn als Noah. Er baute ein Boot, einen schwimmenden Kasten und rettete darin Tierpaare und seine engsten Verwandten.
Als der Sturm vorüber war, merkten die Götter, dass sie Hunger bekamen. Ziusadra brachte ihnen ein Opfer dar. Die Götter sahen ein, dass sie die Menschen nicht entbehren konnten. Um der Vermehrung der Menschen Einhalt zu gebieten, erschufen die Götter Unfruchtbarkeit und Krankheiten. Diese beschränkten das Bevölkerungswachstum auf natürliche Weise.
Im Weltschöpfungsepos Enuma Elisch erweckt Marduk die Menschen zum Leben.
Überblick über die Geschichte Babyloniens
Die Geschichte Babyloniens gliedert sich in folgende Teile:
- Altbabylonische Zeit: erste babylonische Dynastie (1900-1595 v. Chr.), geprägt durch König Hammurabi
- Mittelbabylonische Kassitenzeit (1595 bis 12. Jahrhundert v. Chr.) mit der zweiten Dynastie von Isin, die Nebukadnezar I. prägte
- Neuassyrische Zeit (911–609 v. Chr.): die Zeit von Assurbanipal
- Neubabylonische Zeit (626-539 v. Chr.) der Kaldäer: die Zeit von Nebukadnezar II.
https://de.wikipedia.org/wiki/Portal:Alter_Orient
Erste babylonische Dynastie
Im 19. Jahrhundert v. Chr. übernahm ein amurritischer Clan die Herrschaft über Babylon. In der Folge herrschten elf Könige über Babylon. Der bekannteste von ihnen ist der fünfte: König Hammurabi von Babylon (1792-1750 v. Chr.). Unzählige Romane und Sachbücher beschäftigen sich mit seinem Leben. Er einte Mesopotamien (wieder einmal) und prägte eine ganze Epoche.
Hammurabi selbst bezeichnete sein Herrschaftsgebiet noch als “Sumer und Akkad”. Die Bezeichnung Babylonien für diese Region haben moderne Forscher geprägt. Er entwickelt Gesetze (den Kodex Hammurabi), “damit der Starke dem Schwachen kein Unrecht tue”. Diese rund 8000 Worte sind in eine gut erhaltenen, Basalt-Stele eingraviert (das Original ist im Louvre, eine Kopie im Pergamon). Vieles wurde in Wenn-dann-Sätzen festgehalten. Zum Beispiel, wenn ein Arzt einen Fehler machte, sollte ihm eine Hand abgeschnitten werden. Das Prinzip war häufig ähnlich dem der Bibel: Gleiches wurde mit Gleichem vergolten.
In dieser Zeit begannen Dichter und Schreiber auf Babylonisch (ihrer eigenen Sprache) zu schreiben und nicht mehr auf Sumerisch. Auch der Stadtgott Marduk (Sohn des Enki/Ea) gewann immens an Bedeutung und wurde mit dem Planeten Jupiter assoziiert.
Der Palast verpachtete sein Land an Bauern, die Abgaben zahlen mussten. Diese Abgaben verkaufte er weiter an Kaufmänner und musste damit nicht die Erträge selbst eintreiben. Die Kaufmänner zahlten den Palast in Silber. Die Bauern die Kaufmänner in Naturalien. Fielen die Erträge schlecht aus, gewährte der Kaufmann dem Pächter einen Kredit (im Schnitt 20% Prozent auf Silber und 33% auf Getreide). Dadurch kam es recht schnell zu dramatischen Massenverschuldungen mit der Folge das am Ende bankrotte Schuldner oder deren Kinder als Sklaven endeten. Um dem entgegen zu wirken, verkündeten die Könige häufig Schuldenerlasse. Eine karitative Funktion für verarmte Bürger übernahm der Tempel.
Schon Hammurabis Sohn konnte das Reich nicht mehr zusammenhalten. Aufstände, Überschwemmungen, Dürren und Wirtschaftskrisen führten zum Ende der ersten babylonischen Dynastie. Nach dem Untergang übernahmen die Kassiten die Macht in Babylonien.
Der babylonische Kaufmann im 2. Jahrtausend
Freundschaft hält einen einzigen Tag. Geschäftsbeziehungen für immer.
sumerisches Sprichwort
Babylonische Kaufleute waren recht unabhängig. Der König sorgte dafür, dass sie frei reisen konnten und pflegte mit ihrer Hilfe diplomatische Kontakte bis nach Palästina, Zypern und sogar Kreta.
Schamchat: eine berühmte Hure
Schamchat ist die berühmteste Prostituierte im babylonische Gilgamesh-Epos. Auf Geheiß des König Gilgamesh von Uruk “vermenschlichte” sie den mit den Gazellen durch die Steppe streifenden Enkidu, indem sie ihn sieben Tage lang mit ihren sexuellen Künsten beglückte. Damit führte ihn die Prostituierte in die menschliche Gesellschaft ein.
Mittelbabylonische Zeit
Die aus dem Osten eingewanderten Kassiten übernahmen ab dem zweiten Jahrtausend vor Christum die Voherrschaft in Babylonien. Sie sind die ersten und letzten die Mesopotamien fast 500 Jahre (meist friedlich) regieren.
Ihr Aufstieg kam in kleinen bescheidenen Schritten. Dadurch war ihr Königreich stabil und von langer Dauer. Auch ihre Wirtschaft florierte. Zwei Jahrhunderte nutzten die Kassiten Gold als Zahlungsmittel und nicht Silber wie in den Jahrhunderten vor und nach ihrer Herrschaft.
Gleich zu Anfang gelang es den Kassiten Babylonien zu einen. Mit den einzelnen Stadtstaaten und Fürstentümern war es nun ein für alle Mal vorbei. Es gab ein babylonisches Reich, über das ein König herrschte. In dieser Zeit bekam es auch endlich seinen Namen Babylonien. In der Sprache der Kassiten hieß es Karduniasch.
Die Kassiten integrierten sich in ihre neue Heimat. Sie schrieben auf Babylonisch und beteten babylonische Götter an. Die Verwaltung und das Priestertum wurde beibehalten. Unter den Kassiten wurden Babylonisch zur Lingua Franca, die sich bis zum Mittelmeer ausbreitete. Selbst Fürsten aus Zypern schrieben dem ägyptischen Pharao in babylonischer Keilschrift.
In Zeiten des Friedens blühten Kunst und Architektur auf. Die babylonische Literatur erlebt einen Aufschwung. Sogar bis nach Ägypten verbreiteten sich babylonische Gedichte. In Uruk fanden deutsche Ausgräber einen kleinen Tempel, welcher der Inanna/Ischtar geweiht war. Das Besondere sind die halbplastischen, aus Lehmziegeln geformten Figuren in der Außenmauer – eine völlig neue Technik für die Zeit. Sie wurden im Vorderasiatischem Museum in Berlin (Teil des Pergamonmuseums) wieder aufgebaut.
Im Jahr 1155 v. Chr. wurden die Kassiten von den Elamern überrollt. Sie zerstörten Babylon und verschleppten die Marduk-Statue in ihre alte Hauptstadt Susa.
Die Elamer überließen das zerstörte Reich sich selbst. Daraufhin installierte sich eine ursprünglich in Isin ansässige Dynastie, die so genannte zweite Dynastie von Isin. Der Name ist verwirrend, da die Könige in Babylon herrschten. Der vierte Herrscher dieser Dynastie war Nebukadnezar I. (1125-1104 v. Chr.). Beim zweiten Versuch gelang es ihm die Elamer zu schlagen und die Marduk-Statue wieder nach Babylon zu überführen. Dadurch wurde er zum Nationalheiligen.
Die folgenden Jahre waren durch Angriffe der Aramäer geprägt.
Die neuassyrische Zeit
Die Vorarbeit der mittelassyrische Könige (1956-1490 v. Chr.) verhalf den ihnen folgenden neuassyrischen Königen zum ersten orientalischen Großreich, das an bis nach Ägypten reichte. Ab dem neunten Jahrhundert begann eine Ära der assyrischen Expansion. Nimrud (Kalchu), eine neue Hauptstadt, wurde gebaut. Ihre Stadtmauern umfassten eine Fläche von 360 Hektar, was etwa dem Central Park in New York entspricht.
Im Jahr 729 v. Chr. vertrieb der assyrische König Tiglatpilesar III. (in der Bibel mit Pul bezeichnet) einen selbst ernannten Kaldäer-König von babylonischen Thron und proklamierte sich zum “König von Sumer und Akkad”, was allgemein anerkannt wurde. Sein Sohn Sargon II. (in Anspielung an den hoch angesehenen König Sargon von Akkade) vergrößerte das Reich weiter.
Auch wenn politisch gesehen das Verhältnis längst nicht immer friedlich war, so nahm Babylonien doch seit jeher für die Assyrer eine Sonderstellung ein. Die Assyrer schätzten die babylonische Kultur. Daher stammten kulturelle Eigenschaften wie die Keilschrift, Mathematik, Astrologie oder Poesie. Jedoch zerstörte Sanherib, der Sohn Sargons, Babylon aus Rache über die Ermordung seines Sohnes. Sein Verdienst ist die Verlegung der assyrischen Hauptstadt in die alte mesopotamische Stadt Ninive, die sich am Rande der heutigen irakischen Stadt Mossul befand. Dort ließ er eine riesige Garten- und Parkanlage bauen. Einige Forscher gehen davon aus, dass das antike Weltwunder der hängenden Gärten von Babylon vielleicht diese Anlage meinte.
Sanherib wurde von seinen ältesten Söhnen ermordet, als er seinen jüngsten (Asarhaddon) zum Nachfolger bestimmte. Asarhaddons jüngster Sohn Assurbanipal sollte über Assyrien herrschen und sein zweitältester über Babylonien. Assurbanipal behielt jedoch von Anfang die Zügel in der Hand. Sein Bruder zettelte einen Aufstand und starb, als Babylon belagert wurde. Wie genau, ist unklar.
Assurbanipal ist bekannt für die von ihm in Ninive gegründete Bibliothek. Sie umfasste mehr als 25.000 Tontafeln und ist die größte bekannte Sammlung literarischer Werke des Alten Orients. Zu diesem Zeitpunkt besaß das assyrische Imperium seine größte Ausdehnung und verlor danach stetig an Größe.
Neubabylonische Zeit
Viele unterschiedliche, meist ortsfremde Könige und Dynastien haben im Laufe der Zeit über Babylon geherrscht: die Amurriter, die Kassiten, die Assyrer. Für etwa ein Jahrhundert, von 626 bis 539 v. Chr, herrschte die kaldäische Dynastie in Babylon. Dieses Zeitalter mit ihren sechs Königen nennt man die neubabylonische Zeit. Während die einheimischen Babylonier den assyrischen Marionettenkönigen folgten, lehnten sich die eingewanderten und sich oftmals abschottenden Kaldäer gegen sie auf.
Seine letzte Glanzzeit hatte Babylon während der zweiten Dynastie von Isin (etwa 1157-1026 v. Chr.) erlebt. Danach kämpften Babylonier, Assyrer, Aramäer und Kaldäer um die Vorherrschaft bis Nabopolassar (626-605 v. Chr.) die Macht Assyriens über den Orient mit Hilfe der Meder brach. Er betonte “Sohn eines Niemand” zu sein und wollte mit keinem König in Verbindung gebracht werden. Bis heute ist seine Herkunft ungeklärt.
Nabopolassars Sohn Nebukadnezar II. (606-562 v. Chr.) erlangte große Berühmtheit. Er taucht oft in der Bibel auf, da in seine Zeit das babylonische Exil der Juden fällt. Verdi hat ihm seine Oper Nabucco gewidmet. Vater und Sohn erkämpften sich gegen Ägypter und westsyrische Fürstentümer das zerfallende assyrische Reich.
Das babylonische Exil der Juden
Das kleine Königreich von Juda in Syrien-Palästina hatte sich gegen die Vorherrschaft Babyloniens aufgelehnt. Sein König Je(ho)jaqim weigerte sich, an den babylonischen König Tribut zu zahlen. Dieser starb allerdings, bevor Nebukadnezar 597 v. Chr. mit seiner Armee in Juda einmarschierte. Nach drei Monaten auf dem Thron nahmen die Babylonier seinen Sohn und Nachfolger J(eh)ojakin gefangen und verschleppten ihn, seine Familie und einen Großteil seiner Untertanen.
Nebukadnezar installierte J(eh)ojakins Onkel Zedekia auf dem Judäischen Thron. Nach etwa einem Jahrzehnt kam es zum Aufstand, an dem sich wohl auch Zedekia beteiligte. Daraufhin wurde im Jahr 587 v. Chr. Jerusalem zum zweiten Mal von den Babyloniers erstürmt, niedergebrannt und seine Einwohner bis auf den letzten Mann deportiert. Das zweite Buch der Könige Kapitel 24 und Kapitel 25 schildern die Ereignisse aus biblischer Sicht. Dort steht auch, dass Nebukadnezars Sohn den verschleppten König J(eh)ojakin begnadigen ließ.
Tausende von Einwohnern der Stadt Jerusalem haben die Babylonier gefangen genommen, um sie in ihrer eigenen Heimat Babylon anzusiedeln. Tatsächlich fand man in Babylon Tontafeln mit Quittungen zu Nahrungsmitteln für deportierte Juden. Die biblische Geschichte vom babylonischen Exil scheint also bestätigt.
Fleißiger Bauherr
Nebukadnezar ließ das Ischtar-Tor und die Prozessionsstraße für das babylonische Neujahrsfest insgesamt dreimal renovieren. Typisch dafür waren die blauglasierten Ziegel.
Über alle blauen Zinnen hinweg ragte der stufenförmige Tempelturm Marduks, die Zikkurat. Diese Tempelturm ist besser bekannt als Turm zu Babel. Anders als auf vielen Gemälden war er rechteckig und nicht rund. Er ist seit 1913 nachgewiesen. Übrig geblieben ist nur der Fundamentgraben. Die Forscher sind sich uneinig, ob der Turm von Babel fünf oder sieben Stufen hatte.
Auch wenn die Hängenden Gärten Babylons als eines der antiken Weltwunder gelten, so sind diese nicht belegt. Von ihnen berichten nur antike Schreiber, die Jahrhunderte nach dem Untergang des babylonischen und assyrischen Reiches gelebt haben. Eine andere These ist, dass sich die hängenden Gärten in Ninive befanden. Der assyrische König Sanherib (704-681 v. Chr.) hat ausführlich über die von ihm angelegte riesige Garten- und Parkanlage berichtet.
Letzte Könige des babylonischen Imperiums
Intrigen am babylonische Hof erschütterten das Imperium nach Nebukadnezar II. Tod. Sein Sohn Amel-Marduk wurde von seinem eigenen Schwager Neriglissar ermordet, der wenige Jahre später an Altersschwäche starb. Neriglissars Sohn Labaschi-Marduk war noch ein Kind und wurde kurzerhand von dem Neuankömmling Nabonid abgesetzt.
Altertümer faszinierten Nabonid. Er ließ alte Tempel wieder aufbauen und alte Inschriften archivieren. Schöne Objekte aus kassitischer Zeit ließ er im Schatzhaus des Mondgottes von Ur aufbewahren. Man könnte vom ersten Museum der Welt sprechen. Nabonid stammt aus Harren, der Stadt des Mondgottes Sin. So erklärt es sich wohl, dass er seine Tochter in der Stadt Ur offiziell als Hohepriesterin des Mondgottes einsetzte. Ein solches Amt hatte es zuletzt vor 1000 Jahren während der ersten Dynastie von Babylon (etwa 1894-1595 v. Chr.) gegeben.
Nabonids Sohn Bel-scharra-usur (um 550 v. Chr.) nennt die Bibel Belzasar. Er konnte seinem Vater nicht mehr auf den Thron folgen, da das babylonische Reich im Sturm der Perser unterging. Nabonid siedelte in die Oasenstadt Teima im fernen Arabien über und überließ die Geschäfte in Babylon seinem Sohn. In seiner Wahlheimat empfing Nabonid Könige und hielt Audienzen.
Erst als der Perser und König der Achämeniden Kyros der Große Babylonien angriff, kehrte Nabonid zurück, erlitt eine Niederlage und floh. Kein Babylonier stellte sich den Achämeniden in den Weg, als diese in Babylon einmarschierten. Warum es keinen Widerstand gab, ist unklar. Die Perser nutzten Nabonids Faible für den Mondgott Sin, um sich als Befreier des Marduks zu inszenieren.
Babylonisches Wissen
Die Bibel und griechische Autoren haben den babylonischen Priestern/Gelehrten einen eigenen Namen gegeben: Chaldäer. Die babylonische und assyrische Priester führten lange Listen über mögliche Omina. Zum Beispiel: “Wenn ein Hund sexuelles Interesse an einer Frau zeigt, dann ist das das Ende der Regierung.” Insbesondere Himmelsbeobachtungen erklärten Marktpreise und Wetter: “Wenn am ersten Tag des Monats Nisannu eine Sonnenfinsternis stattfindet, wird der König von Akkad sterben.”
In Babylonien gab es keine Grenze zwischen der Astrologie und der Astronomie. Die Himmelskörper repräsentierten Götter, die sich in der Region optimal studieren ließen. Anders als heute gab es (für besonders hochgestellte) nur bei Geburt ein Horoskop, das in Abhängigkeit der Konstellation der Planeten, die Zukunft vorhersagte. Die Distanzen zwischen Planeten wurden in “Ellen” und “Fingern” gemessen.
Eine Reihe von Dingen haben sich bis heute erhalten
- Tierkreiszeichen
- Monatsnamen in orientalischen Ländern
- Zeiteinteilung nach 60 Minuten und 60 Sekunden
- Einteilung des Kreise in 360°
- Horoskop
Jahresrechnung
Ihren lunisolaren Jahreskalender errechneten die Babylonier nach einer Mischung aus Mondjahr mit 354 Tagen und Sonnenjahr mit 365 Tagen. Ein Sonnenjahr beschreibt die Zeitspanne, während der die Erde sich vollständig um die Sonne dreht. Zwölf Lunationen (Umläufe des Mondes um die Erde) ergeben ein Mondjahr. Eine Lunation liegt bei 29,5 Tagen.
Die Assyrer benutzten einen reinen Mondkalender. Dabei war es ihnen gleich, ob die Jahreszeiten mit den Monaten übereinstimmten. Genau dasselbe ist beim modernen islamischen Kalender der Fall. Die Monate wandern durch das ganze Sonnenjahr hindurch. So beginnt der Fastenmonat Ramadan jedes Jahr ca. zehn Tage früher.
Um die Differenz zwischen Mond- und Sonnenjahr auszugleichen, mussten Schaltmonate eingesetzt werden. Sie wurden offiziell vom König etwa alle drei Jahre angeordnet. Erst ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. erkannten die Babylonier einen rechnerischen Weg für den Schaltzyklus: Sie bemerkten, dass 19 Sonnenjahre (=228 Sonnenmonate) genau 235 Mondmonaten entsprechen. Das heißt sie schalteten innerhalb der 19 Jahre sieben Mondmonate nach einem festen Schema.
Das babylonische neue Jahr begann im Frühling. Wochentage kannten sie nicht. Diese wurden erst im Alten Testament eingeführt.
Ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. konnten die Astronomen die Dauer der Mondsichtbarkeit und das Tageslicht für jeden Tag genau berechnen. Das Verschwinden des Mondes galt als Unglück. Nur eine Sonnenfinsternis war noch schlimmer.
Das Böse
Man konnte das Böse abwenden, indem man es durch ein Ritual auf Tiere (Fische, Vögeln, Gazellen, Gänse, Ziegen) übertrug und diese dann in die Steppe fortschickte. Der aus der Bibel bekannte Sündenbock geht auf solche Praktiken zurück. Im Weltbild der Babylonier galt die Steppe und das Gebirge als Ursprung allen Übels.
Mischwesen galten als Schutzgottheiten, die Feinde abwehren konnten. Berühmt sind die assyrischen Lamassu, geflügelte Stiere mit Menschenkopf, die assyrische Könige paarweise an Tempel- oder Palasttoren aufstellten.
Krankheiten wurden von Dämonen herbeigeführt, wenn man sich nicht korrekt verhalten hatte. Lamaschtu galt als übelte unter den Dämonen. Sie hatte einen Löwenkopf, Eselsohren und -zähne, hängende Brüste sowie Vogelbeine. Ihre Opfer waren meist Ungeborene und Säuglinge, die sie aus Kindsneid mordete. Deshalb zeigen Bilder sie häufig mit Ferkel und Welpen statt Kindern an ihren Brüsten.
Mathematik
Die Babylonier wussten schon Vieles, was den Griechen zugeschrieben wurde. Das Zahlensystem der Sumerer war sexagesimal (beruhte also auf der Basis 60). Im zweiten Jahrtausend v. Chr. führten dann die Babylonier teilweise ein Zehnersystem ein. Im Schriftbild kam es dadurch zu einer Mischung von dezimalen und sexagesimalen Zahlen.
Warum die Sumerer die Basis 60 wählten ist nicht bekannt. Eine Vermutung: Sie zählten statt ihrer zehn Finger die Fingerglieder. Diese Zählweise ist noch heute im Orient verbreitet und zwar ersatzweise für den Rosenkranz. Angefangen wird bei der Zeigefingerkuppe bis zum untersten Glied des kleinen Fingers. Dabei geht der Daumen die zwölf Glieder von oben nach unten durch. Fünf Runden ergeben 60. Jede Runde merkt man sich mit der anderen Hand.
Die Einteilung der Stunde in 60 Minuten, der Minute in 60 Sekunden und des Kreisen in 360° hat sich bis heute erhalten.
Sie konnten mit Strahlensätzen umgehen, die Flächen von Dreiecken und Trapezen berechnen sowie die Volumen von Prismen und Zylindern. Während sie bei der Berechnung von Kreisen pi=3 setzten, wählten sie bei der Berechnung von Zylindern pi=3,125.
Die Wurzel aus 2 konnten sie bis auf vier Nachkommastellen bestimmen und konnten den Satz des Pythagoras bereits anwenden. Ihre Probleme waren immer motiviert aus Problemen des Alltags.
Der Tag wurde in zwölf Doppelstunden unterteilt. Kleine Zeiteinheiten maßen sie per Sonnenuhr (Schattenlänge eines Stocks in der Erde) oder per Wasseruhr (Wassermenge die von einem in ein anderes Gefäß tropfte).
In Babylonien gab es noch kein Geld. Unter Normalleuten war Gerste das Hauptzahlungsmittel. Im internationalen Geschäft nutzten die Kaufleute Silber. 300 Liter Gerste entsprach einen Schekel Silber (etwa 8,36 Gramm).